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Liebe Marina,
du hast nicht nur meinen beruflichen Werdegang, wie den so vieler Menschen, geprägt, sondern auch mich als Mensch. Dafür bin ich dir auf ewig dankbar.
Auch wenn ich bereits vor dem Studium Vögel toll fand, so waren es doch die Tiere im Allgemeinen, die mich zur Tiermedizin brachten. Jedoch die von dir und deinem Team aufgebaute Vogelklinik führten dazu als Student, Bremser und dann Tierarzt und Doktorand, dass ich tatsächlich den gefiederten Weg einschlug.
In besonderer Erinnerung ist mir deine Exkursion mit uns Studierenden nach Cuxhaven geblieben. Auf der Busfahrt haben wir uns über Politik und Tierschutz unterhalten. Ein Gespräch, das uns beiden noch lange in Erinnerung blieb. Als du nach meinem Studium einen Doktoranden für ein Projekt in der Putenaufzucht gesucht hast, fiel deine Wahl auf mich. Du hast an mich und meine Doktorarbeit geglaubt. Und du hast Recht behalten.

Trotz begrenzter Ressourcen der Vogelklinik hast du immer versucht, Studierenden möglichst viele praktische Möglichkeiten zu bieten. Deine Beteiligung mit dem Kliniksteam an den Klinikstunden, der Klinikrotation und den verpflichtenden Bestandsfahrten über vielen Jahre haben den Lernstoff erst lebendig gemacht. Als Bremser konnte ich selbst an den Wochenenden klinische Erfahrungen bei Vögeln und Reptilien sammeln. So hast du vielen Studierenden den Einstieg in die Exotenmedizin ermöglicht, erleichtert oder sie überhaupt erst auf die Idee dafür gebracht. Gleichzeitig war es dir immer wichtig, die Geflügelmedizin zu fördern, aber auch nicht in Konkurrenz zu den Geflügelpraktiker:innen im Umland zu stehen. Für zahlreiche Kolleg:innen ist dein Institut ein Meilenstein in ihrer Vita.
In der Vogelmedizin warst du eine Koryphäe. Du hattest ein Gespür für bedeutende Ideen und Ansätze und hast diese gefördert. Ob Handling von Vögeln, Bildgebung, Fußballenentzündungen bei Puten, OCT am Vogelauge, Geschlechtsbestimmung im Hühnerei oder Haltung von Exoten, um ein paar wenige deiner Forschungsthemen zu nennen, mit all diesen hast du zum einen für Aufsehen gesorgt und zum anderen Tierschutz und Vogelmedizin zusammengebracht.

Trotz langer politischer Zurückhaltung gewann auch hier dein Engagement letztlich die Oberhand. Deine Vision einer Wildtierversorgung hast du mit vielen Mitstreiter:innen in Form eines Vereins in Sachsen auf den Weg gebracht. Das ist bereits Vorbild für Überlegungen in anderen Bundesländern, auch dort ein solches Netzwerk zu schaffen.

Dein früher Tod reißt eine Lücke, von der ich nicht glaube, dass sie geschlossen werden kann. Es kann nur gelernt werden, damit umzugehen. Am besten dürfte das gelingen, wenn deine vielen Pflänzchen in Form von ehemaligen Doktorand:innen, Projekten und Ideen weiter wachsen, um so dein fachliches Vermächtnis zu ehren und weiter wirken zu lassen.

Liebe Marina,
ich bin stolz, dass ich eines deiner Pflänzchen sein darf. Jeder Vogel wird mich an dich erinnern.
Ruhe in Frieden!


Liebe Familie Junghanns,
mein tiefstes Mitgefühl für Ihren viel zu frühen Verlust. Ich wünsche Ihnen viel Kraft und Stärke gerade auch jetzt zum Jahreswechsel. Ich hoffe, Sie gehen Ihren Weg und können mit Mut und positiver Erinnerung an Ihre Frau und Mama ins neue Jahr starten.